Es ist eine der Phrasen, die man in Marketing- und PR-Seminaren oft hört: „Keep it simple and stupid“ („Halte es einfach und dumm“). Doch die Aufforderung, einen Text einfach und dumm zu gestalten, teile ich nicht. Lesen Sie weiter, warum das so ist und wie Sie das KISS-Prinzip besser anwenden können.
Vielleicht handelt es sich auch nur um eine Verwechslung, denn mir ist das KISS-Prinzip unter einer anderen Formulierung vertraut: Keep it short and simple (Halte es kurz und einfach). Dem kann ich zustimmen und unterstütze dies für jeden Text in der Unternehmenskommunikation. Fassen Sie sich kurz und drücken Sie es einfach aus.
Warum nicht „dumm“?
Es erscheint mir arrogant. Wer davon ausgeht, dass seine Kunden, Journalisten, Mitarbeiter oder andere Kommunikationspartner nur extrem vereinfachte Texte verstehen, der überschätzt sich selbst oder unterschätzt andere. Es liegt eine herablassende Haltung darin, die unangemessen ist und den Dialog behindert. Eine Kommunikation auf Augenhöhe, wie sie beispielsweise für erfolgreiche Arbeit in den sozialen Medien erforderlich ist, wird dadurch unmöglich gemacht. Einfach bedeutet nicht dumm.
Kurz und einfach finde ich in Ordnung.
Was bedeutet „kurz“?
Es geht um kurze Sätze und kurze Texte. So verstehe ich das KISS-Prinzip. Kurze Hauptsätze sind besser als verschachtelte Sätze. Das ist der grammatische Aspekt. Darüber hinaus gilt es, komplexe Sachverhalte in wenigen Sätzen zusammenzufassen. Kürze entsteht dabei durch Weglassen. Die Konzentration auf das Wesentliche ist eine der anspruchsvollsten Aufgaben in der PR.
Was bedeutet „einfach“?
Kurze Sätze und prägnante Aussagen sind bereits einfacher zu verstehen als komplexe Texte. „Einfach“ bedeutet jedoch für jeden Leser etwas anderes. Sie müssen daher genau wissen, für wen Sie in der Unternehmenskommunikation schreiben. Ein Fachvortrag auf einer Konferenz muss nicht auf dem Sprachniveau eines Grundschülers gehalten sein. Auf einem Flyer für eine Verbrauchermesse sollten jedoch Fachbegriffe vermieden werden. Dennoch sollten Sie Ihre Leser nicht abwerten.
Winston Churchill soll einmal gefragt worden sein, wie lange er sich auf eine Rede vorbereite. Er antwortete, das hänge von der Länge der Rede ab. Eine zweistündige Rede könne er aus dem Stegreif halten, für 2 Minuten müsse er sich jedoch wahrscheinlich 2 Wochen vorbereiten.
Es ist eine herausfordernde Übung, etwas einfacher und kürzer auszudrücken. Aus diesem Grund kann das Ergebnis nicht dumm oder „stupid“ sein. Wer sorgfältig über sein Publikum oder seine Leser nachdenkt und einfache und prägnante Aussagen findet, hat das KISS-Prinzip richtig verstanden.